Udo Zieris, Büro für BBB

Brandschutz - Beratung - Bildung

Mischinstallationen in Abwasserrohrleitungen

Die Art und Weise, wie bestimmte technische Aufgaben erfüllt werden unterliegt ständigen Änderungen. Da gibt es ein Wechselspiel zwischen technischen Entwicklungen, brandschutztechnischen Anforderungen, technischen Lösungen und der Bereitschaft, für bestimmte Leistungen einen Betrag X zu bezahlen. Die einzelnen Epochen der Entwicklungen und Trends kann man sehr gut an Abwasserrohrleitungen erkennen.  Im Altbestand findet man Abwasserrohre

aus dickwandigem Gussrohr mit gestopften Muffen. Aber auch Rohre aus Porzellan und Faserzement. Abgelöst wurden diese Bauprodukte von diversen Kunststoffrohren. Dann begann der Siegeszug der dünnwandigen, muffenlosen Gussrohre. Nichtbrennbarkeit, Brandschutz und Schallschutz schienen gesichert zu sein. Hersteller brennbarer Abwasserrohre entwickelten ihre Rohrmaterialien weiter, sammelten Punkte im Korrosions- und Schallschutz.


Die Ergebnisse dieser Entwicklung sind sowohl in bestehenden Gebäuden als auch im Neubau sichtbar. Abwasserrohrleitungen werden in der Abfolge gemischt. Sie werden zusammengesetzt, wie es für die Ausführung, die Aufgabe, den Geldbeutel gerade optimal zu sein scheint. Das ist nichts Neues und begründet auch keine neuen Anforderungen hinsichtlich der brandschutztechnischen Abschottungen. Doch wie gehen wir richtig mit den Systemmischungen und den Abschottungen um?



Das DIBt erklärte in seinem Newsletter 2/2012:

Metallrohre mit Anschluss von Kunststoffrohren
Für Metallrohre, die durch feuerwiderstandsfähige Bauteile geführt werden und an die ein- oder beidseitig des feuerwiderstandsfähigen Bauteils Kunststoffrohre angeschlossen werden, dürfen ab dem 01.01.2013 keine allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnisse (mehr) erteilt werden. Der Verwendbarkeitsnachweis für klassifizierte Abschottungen solcher Mischinstallationen ist dann eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Die Prüfung für Abschottungen an Systemen aus Metall- und Kunststoffrohren ist gemäß der Anlage 1 durchzuführen.


Die Anlage 1 zeigt in den drei Darstellungen metallene Hauptleitungen (Fallrohre) und brennbare Anschlussleitungen für Sanitärobjekte. Natürlich definierte das DIBt damit keine Details der Prüfungen. Diese sind im Einzelfall mit der Prüfstelle und ggf. mit dem DIBt abzustimmen.

Warum forderte das DIBt ein abZ?

Es wurde die Forderung erhoben, dass ab den 01.01.2013 ausschließlich Systeme mit dem Eignungsnachweis abZ (jetzt für Bauarten das aBG) zum Einsatz kommen. Die Notwendigkeit des abZ für Bauarten wurde mit einer wesentlichen Abweichung oder dem Fehlen von anerkannten Regeln der Technik begründet. Nachzulesen in der zum Zeitpunkt der Entschlussfassung gültigen MBO vom November 2002, zuletzt geändert auf Beschluss der Bauministerkonferenz vom 21.09.2012, § 21 Bauarten.

Die gegenwärtig jüngste VV TB 2021 bezieht sich im Teil C im gleichen Sinne auf dieses Thema:

Bauarten, die von Technischen Baubestimmungen wesentlich abweichen oder für die es allgemein anerkannte Regeln der Technik im Hinblick auf Planung, Bemessung und Ausführung nicht gibt, dürfen nur angewendet werden, wenn eine allgemeine Bauartgenehmigung oder eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung vorliegt.


Das bedeutet, das DIBt verlangt für den Teil der Gesamtaufgabe eine Bauart mit abZ / aBG, der von den anerkannten Regeln der Technik abweicht bzw. für den es keine solchen Regeln gibt. Leitungsdurchführungen, die nach anerkannten Regeln der Technik ausgeführt werden können, sind davon nicht betroffen.


Es gibt zwischenzeitlich viele etablierte Systeme, die auf diese Anwendungen zugeschnitten sind. Doch sind sie ausschließlich auf die Erfüllung der DIBt-Vorgabe ausgerichtet? Betrachten Sie die bereits erwähnte Anlage 1 des DIBt und gleichen diese Aufgabenstellungen mit Lösungen einzelner Anbieter ab. Sie werden feststellen, dass es Hersteller gibt, die Ihr System exakt auf diese notwendigen Maßnahmen zugeschnitten haben. Es gibt aber auch Anbieter, die ihr Lösungspacket so umfangreich gestalteten, dass Leistungen, für die kein aBG oder vBG zwingend erforderlich wären, mit geregelt wurden. Das Gesamt-Sorglos-Paket ist komfortabel und zulässig. Ist es aber auch notwendig und hinsichtlich der Aufgabenstellungen und Baukosten sinnvoll? Oder werden in Kombination mit Gutgläubigkeit, fehlender Bauvorbereitungszeit usw. die Übervorteilung ermöglicht?


Fazit: Es ist richtig, dass Sie Ihre Aufgaben umfassend erfüllen wollen. Nehmen Sie sich aber auch die Zeit, um die tatsächlichen Anforderungen und deren Lösungen kennen zu lernen. Prüfen Sie, ob die konkreten Einbausituationen tatsächlich im Wunschsystem dargestellt sind. Kein System kann alle Anwendungen bedienen. Deshalb ist das System nicht schlecht, es ist nur für diesen konkreten Fall nicht optimal. Es gibt Systeme, die im Bereich der horizontalen Anbindung wirken und Systeme, die innerhalb der Fallleitung eingesetzt werden. Jede Anwendung hat Vor- und Nachteile, hat Leistungsgrenzen. Erstellen Sie sich ein Musterstrangschema und kennzeichnen die jeweiligen Lösungen mit den Systemen A, B, C, D, ... Nicht die Kosten der einzelnen Abschottung drücken oder heben Ihren Ertrag. Die Gesamtheit des Systems und dessen richtige Anwendung sind entscheidend.

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TB Mischinstallationen
Mischinstallationen in Abwasserrohrleitungen
TB Mischinstallationen.pdf (998.22KB)
TB Mischinstallationen
Mischinstallationen in Abwasserrohrleitungen
TB Mischinstallationen.pdf (998.22KB)

 

Auszug aus dem Newsletter DIBt 2/2012
Informationen aus den Zulassungsbereichen Kabel- und Rohrabschottungen
Auszug aus Newsletter DIBt 2_2012.pdf (321.55KB)
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Informationen aus den Zulassungsbereichen Kabel- und Rohrabschottungen
Auszug aus Newsletter DIBt 2_2012.pdf (321.55KB)

 

Übungsblatt 1 Mischinstallationen
Mischinstallationen und Decken aus Stahlbeton
Mischinstallationen Stahlbetondecken.pdf (209.85KB)
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Übungsblatt 2 Mischinstallationen
Mischinstallationen und gemischte Decken
Mischinstallationen gemischte Decken.pdf (225.11KB)
Übungsblatt 2 Mischinstallationen
Mischinstallationen und gemischte Decken
Mischinstallationen gemischte Decken.pdf (225.11KB)
Übungsblatt 3 Mischinstallationen
eigene Rohrsyteme und Stahlbetondecken
eigene Systemauswahl Betondecken.pdf (207.1KB)
Übungsblatt 3 Mischinstallationen
eigene Rohrsyteme und Stahlbetondecken
eigene Systemauswahl Betondecken.pdf (207.1KB)
Übungsblatt 4 Mischinstallationen
eigene Rohrsysteme und gemischte Decken
eigene Systemauswahl gemischte Decken.pdf (221.96KB)
Übungsblatt 4 Mischinstallationen
eigene Rohrsysteme und gemischte Decken
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